Arme Rentnerinnen

Es ist schon Lustig: Der Spiegel hat eine neue Gender Gap aufgetan und titelt:

»Gender Pension Gap: Frauen bekommen nicht mal halb so viel Rente wie Männer

»Die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen wird im Alter zur riesigen Kluft: Im
Schnitt erhält eine Rentnerin in Deutschland 57 Prozent weniger Geld als ein Rentner.
Eine Studie zeigt die Gründe.«

»Die WSI-Forscher nennen eine Reihe von Faktoren, die für die Rentenkluft verantwortlich
sind:
– Niedrige Erwerbsbeteiligung: Frauen sind und waren weit häufiger gar nicht berufstätig
als Männer.
– Hohe Teilzeitquote: Frauen arbeiten häufig nicht Vollzeit.
– Niedrige Entgelte: Aktuell verdienen Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer.Früher, als die jetzigen Rentnerinnen im Berufsleben standen, war die Lücke noch größer.
– Häufige und längere Erwerbsunterbrechungen, etwa durch Kinderbetreuung
– Häufige Beschäftigung in Minijobs ohne Rentenversicherung

Was ich immer wieder faszinierend finde, ist dass ein seriöser Journalist da nicht über die Opferstilisierung hinauskommt, als wäre an diesen Entwicklungen nicht durchaus die Einscheidungen der Frauen schuld, welche diese mit gesetzlicher Unterstützung immernoch massiv durchsetzen können. Und noch viel mehr, dass auch niemand mal den Brückenschlag zum Familienrecht zieht. Denn die 30% Kinder die in Großstädten schon von einem Elternteil alleine großgezogen werden, werden sicherlich zu einem großen Anteil, ebensolche Mütter haben. Denn heutzutage sind schon 40% dieser Alleinerziehenden auf Hartz IV angewiesen und sicherlich kommt ein großer Anteil von verbleibenden nur aufgrund des Kindesunterhaltes aus dem Hartz IV Dunstkreis heraus. Ich weiß es stört die Mythos vom »Erfolgsmodell Alleinerziehend« (VaMV) und der »Superwoman« (SPD) aber die gegenwärtige Aufteilung »Einer Erzieht, einer Zahlt«, welche durch unser Sorge- und Unterhaltsrecht immernoch ein 50er Jahre Rollenbild zementiert, wird merkwürdigerweise in so einem Artikel überhaupt nicht mal ansatzweise in Frage gestellt.

Ich zitiere dazu mal die zehnte meiner »13 Wahrheiten über das Wechselmodell«

»10.) Kindesunterhalt ist einer der Gründe weshalb alleinerziehende Mütter stärkervon Altersarmut betroffen sind

Wenn Frauen mit einer 25 Stunden Stelle plus Unterhalt genauso gut über die Runden kommen, wie mit einer 40 Stundenstelle im Wechselmodell, mag das in der Gegenwart
eine reizvolle Option sein. Würde ich auch sofort machen.
Langfristig schadet es ihr aber mehr, da auf den Kindesunterhalt keine Rente angespart
wird.
Da die Karrierechancen mit späterem Einstieg in die Vollerwerbstätigkeit eher schlechter werden und insofern auch das Ansparen auf die Rente tiefe Einschnitte erfährt, ist es auch in Hinblick auf die Altersarmut besser, Erziehungsarbeit zu teilen, und wenn man das schon nicht in der Beziehung gemacht hat, weil man gehofft hat, man würde zu den anderen 50% gehören, die es bis zur Rente gemeinsam schaffen, dann sollte zumindest nach der Trennung gleich damit angefangen werden. Gerade bei unverheirateten Paaren, bei denen es keinen Versorgungsausgleich gibt.«

Wen interessieren denn schon konkrete sinnvolle Lösungsvorschläge und Gender-Pay oder -Pension-Gap so beseitigen, solange man weiterhin die Opferrolle der Frau zelebrieren kann?

Und wer will den Frauen schon ihre Privilegien streitig machen, auch mit 25 Stunden Arbeit pro Woche plus Unterhalt genauso gut über die Runden zu kommen, wie in einer 35 Stunden Beschäftigung. Dann drücken wir lieber noch ein paar Frauen mit Quote in Führungspositionen.

Komischerweise kommt man nur bei einer schlechten Genderquote der Frauen auf die Idee, dass es ein Zeichen von Unterdrückung sein kann, wenn hier kein Gleichgewicht der Geschlechter herrscht. Aber wenn 90% der Alleinerziehenden Frauen sind und auch nur ein Minimaler Bruchteil der trennungspaarer ihre Kinder im Wechselmodell erziehen, dann ist es … Na? Dann ist es natürlich auch ein Zeichen der Unterdrückung der Frauen.

Frau sein muß echt toll sein, egal ob du die domanante Mehrheit oder teil einer Minderheit bist, du bist immer ein Opfer.

So kann man sich natürlich auch seine Lebensrolle zurechtstricken.

5 Antworten auf „Arme Rentnerinnen

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  1. Wäre mal interessant herauszufinden in wievielen feministischen Texten Frauen als Opfer dargestellt werden und wie oft Frauen Mut gemacht wird und gezeigt wird was für tolle Sachen Frauen alles machen. Bei letzteren wäre dann noch zu unterscheiden in Texten bei denen erfolgreiche Frauen wieder als heldenhafte Kämpferin in einer bösen Männerwelt dargestellt werden oder typische Eigenschaften von Frauen einfach als gut und typsiche Eigenschaften von Männern als schlecht definiert werden, um dann daraus zu schlussfolgern das Frauen diesen Beruf viel besser können und Texten bei denen Frauen aus sich selbst heraus bewundernswerte Dinge geleistet haben.

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  2. Der feministische Speigel hat da gar kein neues Gap aufgetan. Er füllt nur immer wieder alten Wein in neue Schläuche. Diese Sau wurde schon vor Jahren durchs Dorf getrieben. Jedenfalls habe ich mir von einem Artikel des Hamburger Abendblatt aus dem Jahre ZWEITAUSENDZWÖLF (28.03.2012) ff. abgespeichert:

    “ Frauen in Minijobs sind stark von Altersarmut bedroht. Berichten der „Süddeutschen Zeitung“ …
    Das Arbeitsministerium warnte davor, die Zahlen überzubewerten: „Geringe Renten sind kein Indiz für geringe Gesamteinkommen im Alter.
    *Demnach betrage die Altersrente von Frauen im Durchschnitt 535 Euro. Da aber andere Einkünfte hinzukämen, liege das Nettogesamteinkommen von alleinstehenden Frauen im Alter bei 1.188 Euro.“*
    http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article2230841/Millionen-Minijoberinnen-droht-die-Altersarmut.html

    Auch Sciencefiles greift diese Thema seit 2012 immer wider auf: http://sciencefiles.org/?s=Rente
    Gleich im chronologisch ersten Artikel von 14.01.2012 kommt er jedoch auf eine völlig andere Analyse:
    „Rentendiebstahl – Gender Pension Gap zu Ungunsten von Männern“
    http://sciencefiles.org/2012/01/14/rentendiebstahl-gender-pension-gap-zu-ungunsten-von-manner/

    Fazit: Was da versucht wird, ist ein neues Mantra aufzubauen, das einfach frech und unverschämt so lange wiederholt, bis es kaum noch jemand hinterfragt. Es ist dann Kulturgut einer sich auflösenden Kultur geworden.

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  3. Und rechnet man den längeren Rentenbezug durch die längere Lebenserwartung ein, so ist der Unterschied der Rentenleistung sehr gering.

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