Warum Männer keine Erzieher werden

Ein schönes Beispiel von Sexismus liefert dieser Artikel auf Eltern.de. Die Leiterin des Bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik in München wird dort wie folgt zitiert:

„Eltern und Kita sollten in der Eingewöhnungsphase und auch später über solche Bedenken sprechen“, sagt Fabienne Becker-Stoll, „und sich gemeinsam über Grenzen verständigen.“ Gemeinsam entscheiden: Dürfen Männer wickeln? Wie nahe dürfen sie den Kindern kommen, wie intensiv trösten? Ebenfalls begrüßenswert: wenn die Kita erlaubt, dass Eltern tageweise in der Kita hospitieren. Erleben sie Erzieher und Kinder im Alltag, zerstreut sich ein diffuser Verdacht meist von selbst.“

Wenn bei männlichen Erziehern erst mal eine Grundsatzdebatte angestoßen werden muss, wie viel sie Trösten dürfen und ob es vertretbar ist, wenn sie kleinen Kindern die Windeln wechseln, dann muss man sich schon fast wundern, dass sich überhaupt Männer finden, die diese Berufsrichtung einschlagen.

Ich wäre neugierig, wie viele Kindergärten noch ihren Betrieb aufrecht halten könnten, wenn diese Diskussionen auch bei weiblichen Kita-Mitarbeiter geführt werden würde, oder wie Frauen es finden würden, wenn wir ein ähnliches Diskussionsrecht in den Aufsichtsräten einführen würden, wo erst mal die Anleger eine Grundsatzdiskussion führen dürfen, ob das künftige Quotenaufsichtsratsmitglied auch bei Entscheidungen über 3,50 € mit entscheiden darf, wo wir es dank des Feminismus wissen, dass Frauen es nicht so mit dem Tragen von Verantwortung haben. Sicher wird sich beim über die Schulter schauen bei der alltäglichen Arbeit ganz schnell das Vertrauen einstellen, dass auch weibliche Aufsichtsräte ihre 3,50 € nicht ausschließlich für Vanillia Creme Coffee Frappuccino ausgeben.

Zum Glück weiß der Artikel zu beruhigen, wenn er berichtet:

„Seriösen Studien zufolge fühlt sich etwa ein Prozent aller Männer von Kindern sexuell angesprochen. Das sind bundesweit 250.000 bis 300.000, immerhin die Bevölkerung einer Großstadt. Und nach – nicht repräsentativen – Zahlen von Sexualmedizinern der Berliner Charite sind sie in pädagogischen Berufen überdurchschnittlich stark vertreten. Professor Klaus Beier, Leiter des sexualmedizinischen Instituts an der Charite, warnt dennoch vor Panikmache: „Längst nicht jeder Mann mit einer solchen Veranlagung wird auch zum Täter. Und ehe es zu einem Übergriff kommt, gibt es fast immer deutliche Warnzeichen.“

Laut Spiegel werden ca. 25% der Missbrauchsfälle von Frauen begangen. Wen interessiert es schon, dass also bei einem männlichen Erzieheranteil von unter 3 % die Wahrscheinlichkeit also wesentlich größer ist, dass Ihr Kind von einer Erzieherin missbraucht wird, solange es nicht in das Täter-Klischee passt.

Man kann man ja nur froh sein, dass in der Umfrage am Ende des Textes zeigt, dass sich die Leser offensichtlich von solchen Zahlenspielchen nicht in Panik versetzen lassen, wenn 82% der Leser sagen, dass sie keinerlei Bedenken bei einem männlichen Erzieher hätte. Das gibt Hoffnung, dass sich doch ein paar mehr Männer dafür begeistern können, wenn sich Manuela Schwesig​ nur mal ebenso vehement für die richtige Gehaltseingruppierung von ErzieherInnen einsetzen würde, wie für die Frauenquote, würde nicht nur die Gender Pay Gap schrumpfen, sondern auch ein Mann, der mit dem Job den Verlust im Familieneinkommen durch den Erziehungsurlaub der Mutter kompensieren muss, zu diesem Job zu begeistern sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es echt Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten.

http://www.spiegel.de/video/fernseh-reportage-berichtet-ueber-missbrauch-durch-die-mutter-video-1185047.html

6 Antworten auf „Warum Männer keine Erzieher werden

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  1. Ich kenne von meiner Mutter eigentlich nur Prügel mit dem Stock und Schimpfe. Ich war immer heilfroh, wenn mein Papa da war, der mich vor meiner Mutter beschützt hat, die Person, die eigentlich den eigenen Kindern Schutz geben soll.

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  2. Hallo!

    Also ich schreibe hier nur anonym, natürlich. Und ich kann sagen, dass das Umfeld für männliche Erzieher wirklich extrem feindselig ist. Unter diesem Generalverdacht zu sthenen, ist wirklich nicht lustig.

    Es gibt nur einen Vorteil: Ich bin vom Windelwechseln befreit. Und damit wiederum habe ich nicht das geringste Problem auf Grund einer niedrigen Ekeltoleranz…

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